16.10.2012
Wer ist schuld am Mittelmaß?
„Hessens Grundschüler sind nur Mittelmaß“ titelt die Samstagsausgabe vom 06.10.2012. Das wissen wir nicht erst seit gestern. Aber alle Bemühungen, dieser Tatsache entgegen zu wirken, laufen ins Leere. Und dabei brauchen wir doch einen Schuldigen. Irgendjemand muss doch gefälligst verantwortlich für diese Misere sein. Und so sind es mal die Politiker, mal die Lehrer, die Eltern und mal die Gesellschaft schlechthin, die für die zunehmende „Verdummung“ unserer Kinder verantwortlich sind. In der Tat ist es eine Summe an Faktoren, die das mangelhafte Bildungsniveau unserer Kinder und Jugendlichen auslöst. Dass Eltern in Zeiten berufstätiger Frauen zu wenig Zeit für ihre Kinder haben, mag vielfach richtig sein, spricht aber gegen die Tatsache, dass das Vorzeigeland Bayern trotz niedrigster Arbeitslosigkeit im Ländervergleich dennoch den höchsten Bildungsstand hat. Hessen belegt dabei mit 5,5 % den vierten Platz und müsste somit mehr Zeit für die Bildungsübermittlung seiner Kinder haben. Daneben zeigt uns die Statistik, dass Kinder aus wohlhabenderen Familien deutlich bildungsinteressierter sind als solche aus sozial schwächeren, bildungsfernen Familien. Und genau hier liegt das Problem: Bildung braucht einen anderen Status in unserer Gesellschaft und zwar quer durch alle sozialen Schichten. Disziplin, Ehrgeiz und Neugier auf Wissen sind die Tugenden einer Gesellschaft, die in der Lage ist, die Themen einer immer schnelllebigeren Zeit zu bewältigen. Und unsere Kinder brauchen Klarheit im Dschungel der Reizüberflutung durch die Medien. Wenn ein Grundschüler bei den Hausaufgaben drei weitere Personen braucht, die mit ihm gemeinsam zu entschlüsseln versuchen, was auf diesem Arbeitsblatt eigentlich erfragt wird, dann mag das vielleicht „spielerisch und kreativ“ anmuten, ist pädagogisch aber kaum wertvoll, weil es die Sache nicht auf den Punkt bringt. Das Kind kapituliert und hat eben seine Hausaufgaben einmal wieder nicht gemacht. Wir brauchen klare Aufgabenstellungen, ehe wir uns verzetteln und wieder das stolze Gefühl unserer Kinder, dass sie „was können“ und weiterkommen.
Simone Maria Schumacher
Link zum Artikel in der NNP
Simone Maria Schumacher
Link zum Artikel in der NNP